broken paradise

broken paradise I lebanon 2023. Etwa Mitte der 80er Jahre wurde mir vom Libanon – insbesondere dem Leben in Beirut – das erste Mal aus direktem Umfeld berichtet: In den 1960er Jahren bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs 1975 hatte Beirut geradezu magnetische Anziehungskraft. Wohlhabend und florierend, liberal und tolerant, multikulturell und kosmopolitisch bot die Stadt mehr Freiräume als jeder andere Ort im mittleren Osten. In meinem Kopf entstand ein Bild, eine Sehnsucht, die mich über viele Jahre begleitete. Libanons Hauptstadt steht heute für einen scheinbar unaufhaltsamen Niedergang. Zwar endete der Krieg 1990, doch von seinen Folgen hat sich der Libanon nie erholt. Seither jagt eine Katastrophe die nächste: Korruption, Attentate, Wirtschaftskrise, Aufstände und schließlich die unfassbare Explosion im Hafen Beiruts, um nur einige zu nennen. Gleichwohl war ich neugierig, denn ich hatte, trotz allem, noch dieses erwähnte Bild im Kopf. 2019 bot sich mir – so dachte ich – die Aussicht, das Land zu bereisen und mir so ein eigenes Bild zu machen.    

Doch dann kam Corona und die Reise verschob sich von Jahr zu Jahr. Im April 2023 packte ich dann endlich die Gelegenheit beim Schopfe: Ich flog nach Beirut, um von dort aus weitere Teile des Landes zu erkunden. Mir wurde klar, wie schnell sich der Libanon veränderte und sich noch einmal verändern würde. Ein Gefühl, das durch die jüngste Geschichte bestätigt wurde. Ich bin dankbar, die Gelegenheit gehabt zu haben, einen Ausschnitt des Libanon, die Menschen, die Landschaft und die Architektur, das typische libanesische Haus im osmanischen Stil, kennengelernt und fotografisch festgehalten zu haben.

Nachwort: Mit Stand vom 17.11.2023, unverändert gültig seit 23.10.2023, schreibt das Auswärtige Amt angesichts der aktuellen politischen Lage auf seiner Homepage: „Vor Reisen nach Libanon wird gewarnt. Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Libanon zu verlassen.“